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Hildegard Bernhardi


Lebenslauf Hildegard Ose geb. Bernhardi
berichtet nach hinterlassenen Quellen, Briefen und aus dem eigenen Gedächtnis Ihres Sohnes Hans Ose.
Digitalisiert von Stefan Ose, Sohn von Hans Ose.


Am 16. März 1886, 1 Uhr 30 Minuten wurde in Leipzig-C 1 in der früheren West-Str. jetzigen Friedrich-Ebert-Str. 76 dem damaligen Gymnasialoberlehrer und Professor am Albert-Gymnasium Dr. Kurt Bernhardi und seiner Ehefrau Anna Elisabetha die 2. Tochter nämlich Hildegard geboren. Deren ältere Schwester Margarete Luise war fast 2 Jahre älter.

Über die ersten Lebensjahre Hildegards ist nur wenig bekannt. Sie soll von kleinauf ein freundliches Kind gewesen sein. Ihre bereits erwähnte Schwester Magarete äusserte später öfter: "Hildegard war immer sehr ein sehr freundliches Kind".

Ende der 1880ziger Jahre siedelte die Familie nach Neustädtel-Schneeberg um. Der Vater war als Rector an das dortige Gymnasium berufen worden. Am 1.10.89 gab es wiederum Familienzuwachs. Es erschien der 2. Sohn, Edmund Theodor, der Älteste Sohn hieß Helmuth.

In Neustädtel - später sprach man nur von der Schneeberger Zeit - hat sich die Familie sehr wohl gefühlt. Die reizvolle Umgebung, die gesunde Luft, der schöne Garten am Haus, das in einer Photographie erhalten ist, es wurde für die Grossstädter zum Jungbrunnen. Auch fand der Vater dort einen angenehmen Kollegenkreis, bei dem er auch lange im hohen Ansehen stand.
Ihr Sohn Sohn Hans entsinnt sich, eines Sonntags in den 20ziger Jahren, als seine Großmutter Anna Elisabetha mit ihm spazieren ging, sprach sie ein älterer Herr an: " Frau Prof. Bernhardi? An ihren roten Backen habe ich Sie erkannt! Ich kenne Sie von Schneeberg. Ihren verstorbenen Gatten hatte ich so geschätzt." Als wir uns verabschiedet hatten, gab sie ihrer wehmütigen Freude zum Ausdruck, immer noch Gutes über unseren leider von allen Enkeln nie gekannten Grossvaters gehört zu haben.
Sehr lange währte allerdings die gesunde Zeit im Erzgebirge nicht. Schon im Jahre 1891 wurde der Großvater als Rektor an die Fürstenschule in Grimma berufen - ohne Übertreibung muss man es sagen - ein sehr auszeichnender Ruf.
Von diesen Tage an datiert die enge Verbundenheit unserer Familie mit der Grimmaer Fürstenschule. Nicht weniges als 7 Jungens der engeren und weiteren Familie besuchten diese Anstalt.
Hier in Grimma stand das Glück der Familie Bernhardi im Zenit - hier traf sie auch das größte Leid.

Unsere Hildegard begann nun die höhere Schule zu besuchen. Wie damals Standes üblich schickte man sie auf die "Höhere Töchterschule" der Schwestern Frömdling.
Aus dieser Zeit (1892-1901) berichtet ihre Schulfreundin und später Schwippschwägerin Helene Schurath geb. Ose: "Wir waren 3 Freundinnen, Hildegard, Anni (Römer) und ich. Die meisten Schülerinnen wohnten im Internat. Hildegard wohnte in der Stadt bei ihren Eltern. Wir Backfische trafen uns allwöchentlich im Kränzchen, welches die Pensionärinnen gaben. Es wurde tüchtig geplauscht. Hildegard war ein fröhliches Mädchen.
In der Schule war sie fleissig und in ihren Leistungen gut. Man merkte ihr an, dass sie sehr streng erzogen war. Vielleicht war sie auch etwas weltfremd erzogen, was offenbar von ihrer Mutter ausging. Ihre Bescheidenheit war sprichwörtlich. Jeden Tag schenkte sie mir eine "Bemme" (belegtes Brot), die sie angeblich nicht selbst essen konnte, obgleich es ihr bestimmt gut getan hätte. Tante Helene begründete die Weltfremdheit unserer Großmutter beispielsweise damit, das sie sich vor der Hochzeit unserer Eltern bei dem Onkel meines Vaters nach dessen Charakter erkundigte. Sie hätte sich doch besser bei einem Aussenstehenden Rat holen sollen.

Eine Auskunft über die Kinderzeit Hildegards gab uns auch deren Cousine Irmgard Dümling geb. Bernhardi:
"Sie war ein meist fröhliches Kind. Einmal traf ich sie heftig weinend an. Gefragt, warum sie denn gar so heftig heule, sagte Hildegard: "Ich habe doch vorhin 50 Pfennige geschenkt bekommen und die habe ich jetzt verloren und kann sie nicht mehr finden."
Schon früher sei Hildegard immer für's häusliche gewesen, Lehrerin - ihr späterer Beruf - habe sie eigentlich nie werden wollen. Sie wurde mehr von ihrer Mutter dazu veranlasst. Wie gut war es aber, dass sie 1922 als unser Vater starb einen Beruf erlernt hatte, mit dessen Hilfe sie ihre 3 Söhne ernähren und gar studieren lassen konnte.
Soweit Tante Hildegard.

In Grimma bewohnte man zunächst die Rektoratswohnung eine Riesenwohnung von mehr als 8 grossen Zimmern. Da gab's sehr viel Arbeit für die Frauen! Man hatte die Fürstenschule neu erbaut, ob stilvoller als früher darf dahin gestellt sein, jedenfalls reichlich großzügig. Man nahm sie allerorten recht wichtig, sogar der damalige König Albert hatte sein Erscheinen zugesagt. So war Aufregung allenthalben, nicht zuletzt bei den Kleinen. Hildegard 5-jährig musste den hohen Herren mit einem Sprüchlein und einem Blumengebinde empfangen. Wie mag das kleine Herzchen geklopft haben! Sie erzählte es später selbst wie schüchtern sie dabei gewesen sei.
Nach den üblichen Reden und Gegenreden wurde gefrühstückt. Entweder man war es nicht anders gewöhnt oder man war von den Empfängen stark erschöpft, jedenfalls muss das Frühstück einem Hochzeitsschmaus weit überlegen gewesen sein. Es musste dazu ein eigenes Speiseservice angeschafft werden. Der König bekam eigene goldumrahmte Teller, Tassen, Gläser etc., die heute zum Teil noch vorhanden sind.
Die Menge der Gänge und Weine waren so umfangreich, weil der König seinen eigenen Hofstaat mitgebracht hatte - u.dies nur für ein - Frühstück!
Kurt Bernhardi, Hildegards Vater - wie es damals üblich war- war schon als Rektor bei Hofe eingeführt. Er hatte dazu eine besondere Hofrobe - des Andenkens halber wurde sie lange bei uns aufbewahrt. Zuletzt diente sie ihren Sohn Hans als Faschingskostüm, womit über ihren Wert nichts gesagt sein soll. Es waren Kniehosen und lange seidene Strümpfe ähnlich der Mode im Rokoko.
Leider hatte Hildegards Vater keine stabile Gesundheit, er kränkelte an Magengeschwüren, die schließlich in Krebs übergingen.
Am 17.Oktober 1892 erlag er seinem schweren Leiden, dass er im festen Gottvertrauen geduldig trug.
Von seinen letzten Stunden berichtete die Großmutter, dass er trotz der heftigen Schmerzen Morphium ablehnte und völlig klar den Blick auf das Crucifix gerichtet verstarb.
Es waren dies wenige Wochen nach der Geburt des 3. Sohnes und 5. Kindes Kurt.
So wurde Hildegards Mutter durch den so frühen Tod ihres Gatten der auf der Höhe seines Schaffens im 45. Lebensjahre abgerufen wurde, doppelt hart getroffen.
Hildegard verlor mit 6 Jahren schon ihren Vater. Die seelische Not war grösser als die wirtschaftliche. Waren die wirtschaftlichenVerhältnisse auch keine glänzenden, so konnten sie doch als gesichert angesehen werden. Die Witwenrente ihrer Mutter war auf Grund der hohen Stellung des verstorbenen Mannes trotz seines frühen Todes mit über 200,-DM nach dem damaligen Werte des Geldes recht anständig. Ausserdem war aus dem Vermögen väterlicherseits Zinsen bringendes Kapital vorhanden.

Die Familie übersiedelte nun aus der grossen Rektoratswohnung in eine kleinere in der Wurzener Straße am alten sogen. "Sauteich" später Sportplatz. Derselbe war im Winter eine sehr beliebte Eisbahn, auf dem bei Musik und warmen Getränken die Jungend Grimmas auf Schlittschuhen dahinflog. 
Im Sommer lud der nahe Stadtwald zu erholsamen Gängen ein. Zur Stadt mit ihren Geschäften in der "Langen Straße" war es nicht weit. Also war es eine recht günstige Lage.
Allein bleib man nicht da. Wollte man sein Geld anlegen oder wurde die Wohnung für die heranwachsenden Sprößlinge zu klein, kurz es sollte gebaut werden und man wollte im eigenen Heim wohnen.
Im Jahre 1896 erwarb Hildegards Mutter ein Grundstück an der Leipziger Straße neben der Post. Damals standen an der jetzt so bebauten und belebten Straße nur alte Scheunen.
Auf diesen Grundstück wurde ein Doppelhaus gebaut, dessen obere etwas teurere Hälfte der Bruder von Hildegard's Vater Onkel Isidor übernahm. Das Grundstück selbst war wohl nicht sehr günstig, da das große Doppelhaus etwas klein war und das nach Norden angrenzende Grundstück wesentlich höher lag. So hatte man die Wahl zwischen dem kostspieligen Bau einer hohen Bruchsteinmauer oder der terrassenförmigen Anlage des Gartens. Man entschied sich für letzteres mit allen dafür bekannten Nachteilen. 
Durch die Enge des Grundstücks war auch die Zufahrt zum Hof beengt, worüber vor allem die Fuhrunternehmer später klagten und was dem Bau einer Garage wohl für immer hinderlich bleibt.
In diesem Hause spielte sich nun für lange Zeit der Schicksal der Familie ab. Hildegard lebte in ihm vom 10. bis zu ihren 21. Jahre und dann von 1922 bis zu ihrem eigenen Tod darin.
Nun zurück zum eigentlichen Lebenslauf.
Nach der erfolgreichen Absolvierung der "Höheren Töchterschule" im Jahre 1901 wurde sie zum Lehrerseminar in Callenberg angemeldet.
Diese Zeit wurde für ihr späteres Leben überaus wichtig.
Wollte sie auch nicht mit Leib und Seele Pädagogin werden, so verdankt sie doch diesen Internatsjahren geistig und auch menschlich überaus viel. Es wurden Entwicklungen begonnen und Freundschaften geschlossen, ohne die ihre spätere so reiche Wirksamkeit unmöglich gewesen wäre.
Ist es in anderen Alumnaten üblich, dass man sich Spitznamen gibt, warum sollte es in Callenberg anders sein. Hildegard wurde "Sanktus" getauft und ein Leben lang von den alten Klassenschwestern so genannt.
Ein Name, wie ihrem Sohn Hans Ose, von einer Patientinnen, eine alte Callenbergerin bestätigte, der so recht ihrem Wesen entsprach.
Wie Hildegard oft erzählte spielte sich das Almunatsleben sehr, sehr streng ab. Für unsere heutigen Begriffe wohl unmöglich. Selbst wir alten Fürstenschüler, die wir schon etwas gewöhnt sind, waren Waisenknaben dagegen.
Die "höheren Töchter" waren eigentlich immer eingesperrt und wurden den ganzen Tag beaufsichtigt. Nur einmal in der Woche wurden Spaziergänge gemacht, natürlich unter Aufsicht der gestrengen Lehrerinnen, dabei konnte man sich Urlaub erbitten zum Einkauf der nötigsten Dinge. Freien Ausgang gab es überhaupt nicht.
Dafür würde im Unterricht tüchtig was verlangt und danach unter Aufsicht im Studieren musste man sich tüchtig auf die "Hosen" setzen, um vor den Gestrengen zu bestehen.
Den Fortschritt in der geistigen Entwicklung bezahlte man wohl hier mit dem Zurückbleiben in der Weitung des Blickes für das Allgemeine.
Aus dieser Zeit erzählte uns Hildegard ehemalige Mitschülern "Johanna Echte" folgendes: "Schon rein äußerlich war Hilde liebenswerte Erscheinung. Immer gleichmässig freundlich und nie launisch. Von Natur aus heiter, aber stiller und in sich verschlossen werdend, nachdem sie gleich am Anfang wegern einer lächerlichen Lappalie auf lange hinaus schlecht behandelt und gedrückt wurde."
Diese "lächerliche Lappalie" war ein kleines Gedicht, was sie im jungendlichen Bachfisch-Übermut karikierend über eine komische Lehrerin gemacht hatte und diese Zeilen waren unglücklicherweise oder ungeschickterweise (?) in die Hände des Besungenen gefallen. Ein Strafgericht vor der Synode erfolgte und der vorsitzende Schulrat stellte sich auf die Seite der tief gekränkten Lehrerin, die nun in Gemeinschaft mit den anderen "Erzieherinnen" ihre Wut an dem unschuldigen Mädchenherzen kühlen konnte.
Für wahr eine pädagogische Dummheit und auch eine Gemeinheit, deren Folgen sich wie ein Schatten über die ersten Callenberger Jahre legten.
Umso inniger schloss sie sich an Mitschülerinnen an, die ihren Herzen nahe standen. Ja, sie fand Freundschaften die ein Leben hielten.
Hildegard stieg in C. von Klasse zu Klasse ohne Schwierigkeiten empor. Bald war das Ende geschafft und sie verließ die Anstalt im Jahre 1905 mit dem Zeugnis der Reife (IIa).
Ihr Probejahr leistete sie in Meerane an der dortigen Bürgerschule. Es mag nicht leicht gewesen sein diese ersten Unterrichtsstunden, heraus aus dem eigenen Internat musste sie in der Öffentlichkeit wirken. Aber wir hörten nie, dass es nicht gut gegangen wäre. In Meerane war es nun, wo sie wohl die herrlichste Freundschaft des Lebens schloss. Es war Johanna Hellwig, der sie sich anvertraute und die sie in ihren treuen fast mütterlichen Schutz nahm. Auch diese hatte bereits in ihrer Callenberger Zeit einen Spitznamen bekommen, der wir dürfen es unterstellen, so recht gut auf sie passte. Sie wurde nicht nur "Petite mere" genannt, sie war es auch, vor allem in der Fürsorge, die bis in jener letzten Tage anhielt.
Bei uns Jungen hieß sie die Tante Hänschen. Auch von uns geliebt und verehrt.
Über beider Freundschaft, die auch später in regem schriftlichem  und persönlichen Verkehr zwischen Grimma und Meerane bestand, sagte Johanna Hellwig kurz vor ihrem Tod: "Unsere Freundschaft war schön, so unendlich schön".

Zeit der ersten Freundschaft in Meerane nahm jedoch durch ein freudiges Ereignis bald ein Ende.

Folgendes ereignet sich:
Am 21.4. fand im historischen Palmbaum in Leipzig die Hochzeit ihrer späteren Schwippschwägerin Helene Schurath geb. Ose statt. (Anm.: Der Palmbaum wurde schon 1867 in W. Raabe "Abu Delfin" erwähnt). Wie bereits erwähnt waren die Braut und unsere Mutter gute Freundinnen. So lag nichts näher als das sie zur Hochzeit geladen war. Das Schicksal wollte es, dass sie den Vetter der Braut den Doktor der Medizin und medicus prakticus zu Bad Lausick Georg Ose als Tischherrn bekam. Dieser hatte nichts Eiligeres zu tun als sich in seine niedliche Tischdame zu verlieben, die von dieser recht herzlich erwidert wurde.
Das Einvernehmen war so gut, dass man nach der Rückkehr des jungen Paares Schurath bereits verlobt war. Pfingsten wurde, nachdem der Bräutigam in Grimma bei der Großmutter um die Hand der Tochter angehalten hatte, die Verlobung veröffentlicht.
Hildegards Mutter, Großmutter "Grimma", erzählte später gern von dem ersten Besuch von Georg in Grimma. Wohl war sie über die große Schweigsamkeit desselben erstaunt, er errang sich aber sofort einen Platz in ihrem Herzen, als sie gesagt hatte, er könne von ihr keine reiche Mitgift erwarten und er antwortete, seiner Hände Arbeit werde die Tochter ernähren.
So schied Hildegard Ende September aus dem Lehramte in Meerane. Im amtlichen Entlassungsscheine heißt es: "Nachdem sie Hilfslehrerin Frl. Hildegard Bernhardi in Meerane hier angezeigt hat, dass sie zum Zwecke der Verehelichung (!) ihre Stellung usw. aufgegeben werde, wird derselben auf Grund der Bestimmung usw. der Entlassungsschein mit dem Bemerken ausgestellt, dass sie sich als eine sehr strebsame Lehrerin erwiesen, auch recht gute Unterrichtserfolge erzielt hat, sowie, dass ihr sittliches Verhalten völlig befriedigend gewesen ist. Meerane den 4.OKt. 1906 etc".
Für damalige Verhältnisse mag es unverständlich erscheinen, dass sie im Sept. 1906 aus dem Dienst schied und erst ein volles Jahr später geheiratet wurde. Man würde wohl oberflächlich urteilen, wollte man meinen, dies Jahr hätte man nur genommen, um die wenn auch damals umfangreichen Dinge der Aussteuer zu erledigen.
Wohl war dies und die solide Aussteuer erforderlich, die ein Leben lang ausreichte und auch für ihre Kinder und Ausgebombte noch abgab, zeugt von dem Wert, den mal damals auf die Ausstattung legte und legen konnte.
Nein dieses Jahr diente in erster Linie dem gegenseitigen Kennenlernen und Wertschätzen der Brautleute und auch der beiderseitigen Familien. Wie müssen heute sagen, die wir von den Kriegs- und Nachkriegsfamilien herkommen, eine kluge Gepflogenheit war es schon. Wohl der Zeit, wo noch Muße genug vorhanden war, ein Jahr lang sich aufeinander abzustimmen und die Verbindung mit der angeheirateten Familie herzustellen.
Und das dies geschehen ist, dafür haben wir einwandfreie Unterlagen schriftlicher und mündlicher Überlieferung. Hildegard sagte uns oft: "In die Familie Ose bin ich so innig hinein gewachsen, dass ich mich manchmal mehr als Ose als Bernhardi fühle".
Hier muss wahrheitsgemäss erwähnt werden, dass in der Familie Bernhardi ein recht strenges Wesen herrschte. Auch als Lehrer war mein Großvater sehr streng, wie mir einmal in späteren Jahren ein alter Fürstenschüler versicherte. Er habe einen großen Respekt vor ihm gehabt. Auch Hildegards Mutter, so freundlich und gut sie war, hielt auf eine eiserne Disziplin. Die Kinder hatten nicht viel zu melden, sondern zu gehorchen. Es hieß:"...ihr seid Kinder und damit basta". Ein Standpunkt, der oft zu einseitig war. Im Alter überwogen bei ihrer Mutter dann ganz ihre sprichwörtliche Freundlichkeit.
Hildegard legte deshalb grossen Wert - wie noch zu berichten sein wird - auf eine mehr freiheitliche Erziehung.
So ist es wohl zu verstehen, wenn Hildegard als sie in die biedere und überaus herzliche und wohl auch lustige Atmosphäre des Hauses Ose kam, die vor allem von unserer unvergessenen Tante Lisel, einer Schwester des Vaters, verbreitet wurde, beglückt aufatmete.
Dazu erlebte sie das seltene Glück einer echten und großen Liebe. Als später einmal die Rede auf die rechte Liebe kam, sagte sie: "Richtig liebt man, wenn der Geliebte früh am Morgen und am Abend unsere letzter Gedanke ist!"
Aus dieser Zeit der jungen Liebe hat sie einige Gedichte aufgeschrieben. Einige wollen wir deshalb hier kurz aufführen:

"Im Zimmer
Herbstsonnenschein!
Der liebe Abend lacht still herein.
Ein Feuerlein so rot - knistert leicht im Ofenrohr. So! - Mein Kopf auf Deinen Knien.-
So ist mir gut;
wenn mein Auge so in Deinem ruht.
Wie leise die Minuten ziehn."

'Sehnsucht
Ich sehne mich den ganzen Tag nach einer Stunde Müssiggang, nach einem kleinen Winkelchen fern allem Lärm und Tagesdrang.
Nach einer Stunde, da mein Herz die schönen Worte ungestört und alles, was Du mir gesagt, süss im Geheimen wieder hört.
Ich dachte, wie so weit und schön die Welt. So tausendfach von Licht und Glück erhellt! Ich dachte, wie Du mir einzig bist und klein,- und wie ich doch nur bei Dir möchte sein."

Dies mag genug sein, um die Stimmung der Braut zu illustrieren.
Das Glück warf aber jetzt schon seinen Schatten nach.
Die Lausicker "Haute vole" freute sich der jungen Verbindung. In so einem Nest sind akademisch gebildete Männer, die etwas zu werden versprechen selten. So musste man sich heran halten, wenn man einen für die heiratsfähige Tochter "kapern" wollte.
Mein Vater war deshalb gern gesehener Gast in Lausicker Familien. Anlässlich einer Gesellschaft scheint er in guter Stimmung einmal einer Holden zu sehr den Hof gemacht zu haben. Diese bildete sich sofort etwas ein und die Frau Mama mit. Es wurde erwartet, dass er eine Lausickerin zur Frau nähme. Deshalb wurde ihm seine Wahl in Person von Hildegard sehr übel vermerkt und man ließ es ihm im Nachhinein anmerken. Dies wirkte sich nicht zum Vorteil seiner jungen Praxis aus.
Aber nicht nur dass. Auch die Braut wurde von gewissen Familien mit Nichtachtung gestraft. Ja, man brachte es soweit, dass das junge Wesen in Gesellschaften öffentlich geschnitten wurde.
Diese spiessbürgerlich-kleinstädtische Reaktion hinderte aber nicht, dass die schöne Verlobungszeit durch eine noch schönere Doppelhochzeit am 1.10.1907 ihr Ende fand.
Auch Hildegards ältere Schwester hatte sich inzwischen mit dem Gymnasialoberlehrer Johannes Conradi aus Grimma amtierend in Dresden verlobt.
So lag nichts näher als gemeinsam in den heiligen Stand der Ehe einzutreten.
Die Trauung fand in Grimma in der altehrwürdigen Klosterkirche statt. Die Predigt dazu ist uns noch erhalten. Der selbstgewählte Text war der 121. Psalm und das Lied:" Lobe den Herrn...".

An die kirchliche Trauung schloss sich die fröhliche Familienfeier an. Groß war der Kreis der Gäste. Eine standesamtliche Trauung gab es noch nicht. Die Speisefolge ist noch vorhanden. Das Mahl war gut und reichlich, aber nicht üppig. Tafelmusik durfte nicht fehlen.
Aus einem Tafellied: "Verschieden sind die Lose.- Conradi oder Ose - das Glück jedoch ist gleich - es bleibe ewig reich."
Das Hochzeitslied (wohl von einem Bruder der Bräute) beginnt: "Strömt herbei all ihr Verwandten, strömt ins schöne Muldental! Kommt zur Doppelhochzeitsfeier, kommt zum Doppelhochzeitsmahl. Wie zur Freude strahlt ihr Glück!
Nehmt teil an ihrem Jubel, wünscht Ihnen recht viel Glück!"

Diese Doppelhochzeit war nun der Beginn einer glückliche Ehe von Hildegard und Georg.
Man zog aus dem kleinen Muldenstädtchen in das noch kleinere Landstädtchen und Bad Lausigk, wie es damals noch geschrieben wurde.
Waren die Herzen auch voll Honig, der Beutel war anfangs nicht immer voll Geld. Durch das herrschende Kassensystem durfte ein Arzt nur diejenigen Kassenmitglieder behandeln, mit deren Krankenkasse er auch einen Vertrag hatte und diese Verträge hatte der ältere bereits anwesende Kollege weggeschnappt. So bleiben die paar Privaten und die waren in dem armen Lausigk nicht dicht gesät. Hildegard erzählte später, am Anfang konnte ihr der Vater manchmal nur 150,- Mark Wirtschaftsgeld geben. Auch für diese Zeiten für einen Arzthaushalt mit entsprechenden gesellschaftlichen Verpflichtungen ein sehr magerer Betrag. Kaum das Existenzminimum.
Die Frequenz der Patienten war oft so gering, dass Georg scherzhaft sagte: "Wenn ich Sprechstunde habe, kann ich mich gleich selbst ins Wartezimmer setzen, damit wenigstens einer drin sitzt".
In der zweistündigen Sprechstunde nur 2 Patienten ist wirklich nicht viel. Es wurden damals allerdings täglich zweimal Sprechstunde gehalten und auch Sonnabends Nachmittag und Sonntag früh. Allmählich nur wurde dies anders. Georg war ein tüchtiger Chirurg, nicht nur ein "Rezeptdoktor". Er machte Luftröhrenschnitte, ja sogar Rippenresektionen und Blinddarmoperationen im Hause. Geselligen Verkehr pflegte die Mutter wenig. Außer den pflichtgemässen Einladungen hatte sie höchstens den Besuch einer Klassenschwester aus der Callenberger Zeit. An dem oft lustigen Sonnabends-Abendkreis des Vaters in der Konditorei Theilemann nahm Hildegard kaum teil.
Das Familienleben wurde bald belebt durch die Ankunft des ersten Kindes im Juli 1907, Sohn Karl. Der Bruder Fritz erblickte das Licht der Welt 1 Jahr später. Nach 3 Jahren erschien der 3. Sohn Hans und wieder 3 Jahre später der 4. Willhelm.
Hildegard wünschte sich 6 Kinder! Der Wunsch, dass auch ein Mädchen dabei sei, wurde ihr nicht erfüllt.
Mit ihren Kindern war sie nun der glücklichste Mensch der Welt, denn diese erfüllten ihr Dasein.
Frl. Echte berichtet: "Immer wenn man nach Lausigk kam, traf man sie mit einem Kind auf dem Arm, trotz der Belastung vor Glück lachend".
In der Erziehung verfolgte sie den Grundsatz, dass sich die Kinder je nach Eigenart ungehindert entwickeln konnten. Deshalb war ihr das Beispiel das wesentliche Erziehungsmittel. Sie sollten möglichst wenig von der Erziehung merken, Verbote sollten selten sein. Nur Unrechtes nichts Unbequemes wurde verboten. Dies aber mit eiserner Konsequenz. So gab sie ihnen viel Freiheit bis zur Höchstgrenze. Wir (Echtes) sahen z.B. wie sie Umzug spielten. Dabei wurden die Blumentöpfe mit verladen. Diese zeigten dann deutlichen Spuren der Beliebtheit dieses Spieles. Die Kinder durften sich austoben, ganz gleich wie es dabei und danach im Kinderzimmer aussah.
Wesentlich war es ihr auch sie zur Einfachheit und Anspruchslosigkeit in materiellen Dingen zu erziehen. "Vom Essen spricht man nicht" (wohl etwas übertrieben! - Anm. des Verfassers, Hans Ose). Vor allem auch zur Bescheidenheit. Als z.B. der Älteste im 3. Schuljahr Klassenerster werden sollte, bat sie ihn, den Jungen nicht auf diesen Platz zu setzen, da mit er nicht übermütig wurde. (!!)
Tante Irmgard berichtet: "Als Mutter von 4 Jungen war sie in ihrem Element und sehr glücklich.
Einmal kam ich dazu, da stand der Älteste auf der Leiter und klopfte mit einem Hammer an die Hauswand. Der 2. stand einige Sprossen tiefer, während Hildegard mit dem jüngsten auf dem Arm freudestrahlend zusah. Also fragte Hilde, hast Du denn keine Angst, dass einer herunterfällt? Sie sagte: "Iwo, so sind eben Jungs!"
Ähnliches erzählte Tante Helene Schurath: "Den Jungen zuliebe standen keine Sachen auf den Möbeln, weil sie alles herunterrissen. Die Klavierlampe mit dem Glasschirm, die da stehen musste, wurde mehr als einmal heruntergerissen, sodass der Schirm zerbrach. Die Kinder hatten alle Freiheit.
Die schönsten Friedensjahre bis 1914 gingen dahin, nur allzu schnell. 1913 unternahm die Familie ohne den Vater, der nicht abkömmlich war, noch mal eine Badereise nach Bad Dürrenberg. Hildegard lebte hier mit ihren Kindern. Ein Bild was heute noch vorhanden ist, zeigt sie an einer Bank stehen strahlend im Kreise der Kleinen. Es waren wirklich schöne Wochen und später wurde oft erwähnt, wie schön es damals in Dürrenberg war.
1914 wurde plötzlich das harmonische Familienleben unterbrochen. Georg ging freiwillig als Zivilarzt ins Feld und Hildegard war die Sorge um den Erhalt der Kinder allein überlassen.
Sie rang sich mit großer Tüchtigkeit durch und war erfinderisch in der Kochkunst um z.B. aus Kohlrüben die aller verschiedensten und wohlschmeckenden (ja wirklich) Gerichte zu bereiten. Dabei hatte sie über ihre eigene Not auch die der anderen im Auge. So berichtet Frl. Echte wieder: "In der Hauptstrasse (an der wir wohnten, Anm. des Verfassers, Hans Ose) fiel der Vater von 3 Jungs im Krieg und kurz danach starb die Mutter an Lungenentzündung. Neben aller Hilfe, die sie den Kindern gewährte, ging sie immer mit sich zu Rate, ob sie die Waisen nicht noch zu ihren 4 Jungs zu sich nehmen sollte. Erst auf die dringende Vorstellung von Freunden und Verwandten ließ sie davon ab, vor allem als man ihr klar machte, dass sie dadurch ihren Mann, der im Felde stehe, zusätzliche und kaum zumutbare Wehrbelastung aufbürde.
In den Kriegszeiten kochte sie sehr sparsam, um von den knappen Rationen noch etwas für die Verwundeten im Lausicker Lazarett zu erübrigen. Dabei ernährte sie ihre Kinder immer ausreichend, in Friedenszeiten sogar recht gut, aber an sich dachte sie dabei leider zu wenig". Soweit Frl. Echte.

Der grausame Krieg brachte viel Leid. Hildegards jüngster Bruder starb am 23. Dezember 1914 im Heimatlazarett an den Folgen einer Schultergelenksverletzung.
5 Tage später fiel der 2. Bruder Edmund in Frankreich durch Granatsplitter. Ein fürchterliches Weihnachten 1914!
Im weiteren Verlauf des Krieges fiel auch noch ihr Schwager Johannes Conradi in Russland.
Und als letztes und für sie als schwerstes Opfer forderte der Krieg den kleinen Wilhelm ihren Jüngsten im Alter von 3 Jahren.
Sein Todestag der 20. August wurde fast 30 Jahre später auch ihr eigenes Todestag. Wilhelm erlag einer Ruhr, die vom Felde eingeschleppt war.
Das Jahr 1918 kam der militärische und wirtschaftliche Zusammenbruch. Gottlob kam Georg nach Hause und erleichterte allen das Leben. Er schenkte kurz nach dem Krieg als besonders Geburtstagsgeschenk für Hildegard eine Pfundbrotmarke, die alle freudig in richtiges Brot eintauschten. So kam auch durch Georgs gute Landpraxis bald Butter und Wurst ins Haus. Allmählich begann sich das Leben wenigstens in der Familie zu normalisieren. Georg hatte noch viel mit Autoreifen Sorgen und ähnlichen zu kämpfen, aber gemessen an der späteren Zeit waren die Nachkriegsjahre recht glückliche Jahre.
In diese Zeit fallen auch die ersten Reisen von Hildegard und Georg, die sie alleine unternahmen. Eine Hochzeitsreise fand nicht statt. Georg konnte damals seine Praxis nicht alleine lassen. So war man jetzt besonders glücklich selber die Welt bereisen zu können. Man reiste nach Bad Blankenburg und das Jahr darauf nach Fichtelberg oder umgekehrt.
Hier der Reisebericht, welcher in den Niederschriften von Georg und Hildegard noch vorliegt und so recht - zum letzten Mal- ein Streiflicht auf das Glück beider wirft.
"Die Fahrt war recht umständlich, es war ja auch nach dem Krieg! Man fuhr 9.35 Uhr in Bad Lausick weg. Den Bahnhof erreichte man in der eigenen Kutsche, was nicht verhinderte, dass auf dem Bahnhof das Fehlen der eigenen Rocknadel bemerkt wurde. Welcher Mangel! (Anm. des Verfassers). Man fährt 3. Klasse, es gab 4 Klassen. In Chemnitz hat der Zug anderthalb Stunden Aufenthalt. Von hier geht´s weiter mit dem D-Zug. Im Abteil sitzt man zusammen mit einer unangenehmen Frauenperson und einem außerordentlich redseligen, erzgebirgsch sprechenden Mann. In Plauen lehrt sich der Zug stark - ein Zeichen der damals schon bedeutenden Textilstadt Sachsens. In Hof wird umgestiegen, der neue Zug ist schwach besetzt.
Bei Hof hatte es etwas geregnet. Nun erschien links vom fahrenden Zug ein prächtiger Regenbogen. Er ist lange zu sehen, wie er sich in leuchtenden Farben im schwachen Doppelbogen daneben über den ganzen Himmel erstreckt, u. auch auf die Erde seinen hellen Schein wirft. Rechts schaut man dunkle Berge und blaue Wälder, dahinter einen schmalen ganz hellen Himmelsstreifen über den sich wieder schwarze Wolken auftürmen.
Das Fichtelgebirge macht sich in seiner regenfreudigen Nähe durch einige feuchte Spritzer bemerkbar. In Marktredwitz ist wieder Umsteige-Station und diesmal bis 2 1/2 Stunden Aufenthalt. Die Eltern ließen sich dadurch nicht die Laune verderben, sondern nutzten die Zeit und besahen sich die altertümliche Stadt, die im 30jährigen Krieg und durch Feuerbrünste viel gelitten hat. Das Schloss der Herren von Redwitz diente umgebaut nun als Rathaus. Auf den Strassen war viel Leben, durch dass man gemächlich dahin schlenderte. Das Kino wird beschaut, das Theater und endlich nimmt man in einem Lokal den Kaffee.
Hier allerdings in der nicht allzu guten Luft ergriff die lieben Reisenden Müdigkeit und Langweile. So pilgern sie wieder zum Bahnhof und wir sehen sie hier - viel hübscher -in einer Laube in der frischen Luft sitzen. Das mitgebrachte Abendbrot schmeckte herrlich, während eine rangierende Lok dauernd pufft. Wir können uns dieses idyllische Stündchen aus der Beschreibung so gut vorstellen und freuen uns noch heute an ihren Ferienglück an dieser beschaulichen Reise."
Denn der erste Ferientag ist immer der Schönste - so wenigstens erklärte freudig aufatmend Hildegard, als sie mit Sohn Hans an einem sonnigen Sommermorgen durch die Grimmaer Promenade spazierte.
"Nun zurück zu unseren Reisenden. Erst spät ging der Zug nach Neusorg ab. Man konnte nur 4. Klasse fahren, so klein war die Bahn. Bei der bummligen Fahrt können die beiden in Ruhe den Steinwald betrachten, der sich zur Linken erhebt.
In Neusorg - oh Grauen - muss schon wieder umgestiegen werden. Hier wird von einem längeren Aufenthalt nichts berichtet. Dafür entbrennt um den kleinen Zug ein heftiges Gedräng. Handelsleute mit Körben, Kinderwagen, kleine Kinder, alles will mit.
Auf den Stationen ist nun wieder jedesmal ewig Aufenthalt, da angehängte Güterwagen rangiert werden.
Der Zug wird immer voller da in Fichtelberg "Kärme" (Kirmes) ist. Man kann sich endlich den Stoßseufzer der Erleichterung vorstellen mit dem unsere Eltern in der Nacht, allerdings bei schönem Mondschein nach etwa
12-stündiger Fahrt am Ziele ihre Reise ankamen.
Gottlob sind 2 Mädchen des Gasthofes da und nahmen die Koffer samt den müden Reisenden in Empfang.
Im 3-fenstrigen geräumigen Gastzimmer, in dem 3 weiche Betten, Sofa und Waschtisch stehen schläft man natürlich fest, besonders da die Fichtelnab (Bach) hinter dem Haus leise plätschert.
Am nächsten Tag wecken sie die Glocken, die den Sonntag und gleichseitig die Kirchweih einläuteten.
In den nun folgenden Urlaubstagen werden fleissig die nähere und fernere Umgebung durchstreift bis nach Wunsiedel mit der Luisenburg und der Köseine.
Man lebte damals 3 Jahre nach Kriegsende schon wieder ganz gut. Am 1. Urlaubstag gab es Fleischbrühsuppe, mit Semmeln (Brötchen) und Leberknödeln, sowie Gänsebraten mit Kraut und Kartoffeln.
Vom Abendbrot heisst es: Suppe, Brot "Unheimlicher Bierverbrauch" vom Georg dazu geschrieben der "übrigen Gäste". Wir denken uns unseren Teil dabei.
Die täglichen Mahlzeiten verbessert man noch durch Suchen von Heidelbeeren und Pilzen. Nach dem Programm - sieh an, sogar damals gab es schon ein Programm im Urlaub!- werden nur Steinpilze gesammelt.
Nach 12 Tagen des Ferienglücks wird bereits wieder zum Rückzug geblasen. Aber man fuhr nicht direkt nach Hause, sondern besah sich unterwegs noch die Eremitage in Bayreuth, Bad Steben und Brambach.
Zum Schluss des Fahrtberichts zieht der Hausvater Georg das Facit der Substanz - wir stehen kurz vor der Inflation.
Einige Preisbeispiele interessehalber:
1/2 Pfund Wurst = 12 Mark
Zimmer und Frühstück = 31,90 Mark
Schuhe putzen = 1 Mark
Kaffee und Kuchen = 5 Mark
Zigarren = 6 Mark
Seife = 5 Mark
etc., Preise an die wir gewöhnt wurden!
Später erzählte Hildegard begeistert von diesen Reisen und fügte hinzu, Mann und Frau müssen auch einmal ohne Kinder verreisen. Das tut ihnen ganz gut.
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